DAS PLASTISCHE WERK
Angelika Katzlberger
Der Bestand an Kleinplastiken im Werk von Fritz Martinz beläuft sich auf etwa 60 Arbeiten. Eine persönliche Auflistung des Künstlers aus den 1970er Jahren belegt den zeitlichen Schwerpunkt seiner Auseinandersetzung mit dreidimensionalem Gestalten in den Jahren 1955 bis 1958 und 1972/1973. Bis Ende der 1990er Jahre entstanden vereinzelt weitere Kleinplastiken.
Speziell in den 1950er Jahren, als Martinz’ Interesse an der menschlichen Figur geweckt war und das Ausloten der Figur im Raum im Vordergrund stand, spielte das eigene plastische Gestalten eine große Rolle und stand in Wechselwirkung mit seiner Malerei. Mit „Liebespaar“ von 1955 setzte Martinz zwei Figuren zueinander in Beziehung, so wie ein Jahr später in der Gruppe der „Ringer“. „Minotaurus“ und „Europa und der Stier“ belegen das mythologische Thema, das sich ebenfalls im druckgrafischen Werk dieser Zeit finden lässt.
Während das „Pferd“ von 1956 durch eine ruhige Statik geprägt ist, zeugt die Plastik „Weibliche Figur“ von der Beschäftigung mit Bewegung. Festgehalten ist der Moment einer Drehung des Oberkörpers. Der „Torso“ aus dem Jahr 1958 zeigt die Konzentration auf die Modellierung der plastischen Form.
Für diese Phase von Martinz’ plastischem Arbeiten wird augenfällig, dass er durch das Material Ton seine Figuren sukzessive aufbaute. Die Oberfläche zeugt vom Prozess des Hinzufügens. Der Künstler beließ sie in unebener, lebendiger Struktur. Diese Arbeiten weisen auf den Einfluss der Werke von Auguste Rodin hin.
Erst in den 1970er Jahren setzte Martinz die Beschäftigung mit dem eigenen dreidimensionalen Gestalten fort. In den Jahren 1972/1973 entstanden acht Tonfiguren, die er glasierte und brennen ließ. Das Thema Erschießung stellte er in zwei Arbeiten dar, getrennt in Täter und Opfer 1986 wurde der Erschossene aus dem Bild „Die große Erschießung“ vereinzelt, plastisch gestaltet und rot glasiert. Die kleine Plastik wirkt wie eine Ikone, ein Kultgegenstand, der Gewalt und Tod in Erinnerung ruft.